Rentrée: Eine Frage der sozialen Gerechtigkeit

Am 25. Mai steht die letzte Etappe der Wiederaufnahme des luxemburgischen Schulbetriebs an. Nachdem zuerst der
Unterricht für die Abschlussschüler und anschließend für die gesamte Sekundarstufe wieder aufgenommen wurde,
steht am kommenden Montag die „Rentrée“ für die Schüler der Grundschule auf dem Programm. Ein Schulbeginn,
wie es bisher noch keinen gegeben hat, der aber ebenso unumgänglich ist.

Für den LSAP-Präsidenten Yves Cruchten steht fest: „Die Schulen dieses Jahr nicht mehr zu öffnen kam für uns als
Partei nicht in Frage“. Cruchten verweist hierbei auf die Auswirkungen, die die Schulschließungen auf Kinder und
Jugendliche haben. „Die ‘Schule zu Hause’ mag in vielen Fällen gut funktioniert haben. Für Kinder aus schwächeren
Familien, denen vielleicht kein Laptop zur Verfügung steht und deren Eltern nicht helfen können, haben die
geschlossenen Schulen allerdings dramatische Folgen. Die negativen Auswirkungen einer „Corona-Abschottung“
auf die Entwicklung der Kleinkinder, die in ihrem Zuhause nicht die luxemburgische Sprache sprechen sind
gravierend: Sie verpassen Entwicklungsschritte, die nur ganz schwer nachzuholen sind und geraten in Rückstand.“

Bei der Frage ob Schulen wieder öffnen mussten und müssen, geht es für die LSAP insbesondere um die soziale
Gerechtigkeit und die Chancengleichheit. Durch das Homeschooling werden bewiesenermaßen bestehende
Ungleichheiten zwischen den einzelnen Schülern verschlimmert. Würde im Schuljahr 2019/2020 kein
Schulunterricht mehr stattfinden, hätte dies besonders bei schwachen Schülern, aber auch bei vielen Kindern mit
Migrationshintergrund, schlimme Auswirkungen auf ihr zukünftiges schulisches Leben. Schüler mit den
verschiedensten Defiziten benötigen in der Schule eher mehr, als weniger Unterstützung. Deshalb unterstreicht die
LSAP in diesem Zusammenhang nochmals ihre Forderung zur Einführung der „Aide aux devoirs“, eine professionelle
gratis Nachhilfe, wie sie im Koalitionsabkommen vorgesehen ist. Bildung und der Zugang zur Bildung dürfen in
keinerlei Hinsicht vom Geldbeutel der Eltern oder der sozialen Herkunft abhängen.

Der Respekt der LSAP gebührt all jenen, die an den Vorbereitungen und Planungen dieser Rentrée beteiligt waren.
Es ist eine Wiederaufnahme des Schulbetriebs wie sie Luxemburg noch nicht gekannt hat. So stellt sie insbesondere
unsere Gemeinden vor besondere Herausforderungen. „In Rekordzeit mussten wir dafür sorgen, dass unsere
Grundschulen ab dem 25. Mai wieder funktionieren können, hierzu mussten wir die Klassenräume an die sanitären
Gegebenheiten anpassen und einfallsreich bei der Bereitstellung von Gemeindeinfrastrukturen sein. Es werden
immerhin doppelt so viele Räume für die Unterbringung der Grundschulen und Betreuungsstrukturen gebraucht
wie in normalen Zeiten. Auch zusätzlich benötigtes Personal für die Betreuung zu finden war kein einfaches
Unterfangen“, so der Bürgermeister der Gemeinde Roeser und LSAP-Generalsekretär Tom Jungen.
Für die Lehrerinnen und Lehrer war und ist es ebenfalls eine außergewöhnliche Zeit. Nachdem sie in kürzester Zeit
ihren Unterricht vom analogen auf einen komplett digitalen Modus umstellen mussten, müssen sie jetzt in A- und
B-Gruppen arbeiten und ihren Unterricht auf das Wesentliche beschränken. Für die LSAP ist daher wichtig auf alle
Akteure die sich tagtäglich auf dem Terrain, in unseren Schulen befinden, zu hören. Aus diesem Grund will man sich
der Idee einer Task-Force im Bildungswesen, die zu den wichtigsten Beschlusspunkten beratend agieren könnte,
auch nicht verschließen.

Die „Rentrée Mai 2020“ ist alles andere als gewöhnlich, daher kann sie auch nicht ohne Hürden von statten gehen.
Wichtig ist jedoch, dass für Schüler, Eltern und Lehrer Klarheit über den Ablauf der nächsten Wochen herrscht.
Bildung ist ein Grundrecht. Dieses Recht Kindern noch länger zu verweigern, ist für die LSAP keine Option.

 

Mitgeteilt von der LSAP, am 20. Mai 2020.

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