Historesches

Vor etwa 120 Jahren sind die ersten sozialistischen Abgeordneten in die luxemburgische Abgeordnetenkammer eingezogen. Im Juni 1896 wurde C.M. Spoo, ein Klein-Industrieller und Kaufmann aus Esch/Alzette, unter dem Banner der Demokraten gewählt, gefolgt von Dr. Michel Welter, Allgemeinmediziner aus derselben Stadt, im Januar 1897. In einem System, in dem der eigene Reichtum den Zugang zum Abgeordnetenmandat regelte und dies sich einzig und allein an steuerzahlende Wähler richtete, waren sie die ersten, die sich für die Belange der nichtwählenden Arbeiter einsetzten. Sie wollten den Kanton Esch, in dem der industrielle Reichtum des Landes geschaffen wurde, entwickeln und forderten das allgemeine Wahlrecht. Einige Jahre später begann Dr. Welter, gemeinsam mit seinen inzwischen fünf Abgeordnetenkollegen, eine Partei zu gründen mit den Arbeitern Luxemburgs, von der Hauptstadt bis ins tiefste „Minett“.

Historisch betrachtet wurden die parlamentarischen Fraktionen 1933 ins Reglement der Abgeordnetenkammer eingeschrieben, mit der Einführung der „Orateurs mandatés“ beziehungsweise durch die Schaffung der „Commission de Travail“, in welche Vertreter aller Fraktionen entsandt wurden.

Die nötige Zahl an Abgeordneten, um eine parlamentarische Fraktion gründen zu können, wurde 1965 von 2 auf 5 erhöht. Die Reform von 1965 erlaubte es den Fraktionen zu wichtigen Organisationen der Abgeordnetenkammer zu werden, indem ihnen Räume für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt wurden und sie Mittel erhielten, um Personal einzustellen. Die Reform von 1990 verbesserte die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel durch die Bereitstellung von Büros und die Möglichkeit, individuelle Mitarbeiter einzustellen.

Seit den Nationalwahlen vom Oktober 2023 stellt die Fraktion der LSAP 11 der insgesamt 60 Abgeordneten im luxemburgischen Parlament.

Aufgrund der gestiegenen Arbeitsbelastung und einer immer wichtiger werdenden Spezialisierung der politischen Arbeit sind die Fraktionen heute mit kleinen Unternehmen vergleichbar, die administratives und wissenschaftliches Personal beschäftigen. In enger Zusammenarbeit mit der Partei organisiert die Fraktion viele thematische Arbeitsgruppen zu verschiedenen politischen Themen oder zu aktuellen Gesetzesvorschlägen.

Von 1984 bis 2023, mit Ausnahme der Mandatsperiode 1999 bis 2004, war die LSAP stets an der Regierung beteiligt. 

Die aktuelle Vorsitzende der parlamentarischen Fraktion ist Taina Bofferding.