Werteunterricht: Ein guter Kompromiss für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Die LSAP zeigt sich erfreut, dass das Parlament in seiner heutigen Sitzung das Gesetz zur Einführung des Werteunterrichts im Sekundarunterricht verabschiedet hat. Damit wird ab der Schulrentrée 2016/2017 die langjährige Forderung der sozialistischen Partei nach dem Ersetzen des Religions- sowie des Laienmoralunterrichts durch einen einheitlichen, religionsneutralen Kurs für alle Kinder im „Secondaire“ umgesetzt. Für die LSAP kann die in Artikel 19 der Verfassung garantierte Religions- und Meinungsfreiheit nämlich nur von einem religionsneutralen, laizistischen Staat gewährleistet werden.

In diesem Sinne ist nach der verabschiedeten Reform der Gesetzgebung bezüglich der Kirchenfabriken, die Einführung des Werteunterrichts bereits eine zweite Etappe auf dem Weg zu der von der rot-blau-grünen Koalition angestrebten Trennung von Kirchen und Staat. Eine weitere diesbezügliche Maßnahme, i.e. die Neuregelung der finanziellen Beziehungen zwischen Staat und Glaubensgemeinschaften wird dann auch bereits nächste Woche im Parlament zur Abstimmung kommen.

Der neue Gemeinschaftskurs ‘Leben und Gesellschaft’ (‘vie et société’) greift in seinen Richtlinien wichtige Forderungen der LSAP auf. Inhaltlich nimmt der neue Unterricht Bezug auf die großen Fragen und Gedanken der Menschheit sowie auf die Menschenrechte, auf die Kenntnisse aus Wissenschaften, Philosophie und Vernunft. Ebenfalls befasst sich der Werteunterricht mit den religiösen Gründungskulturen unserer sowie entfernter Gesellschaften. Diese Ausrichtung ist im Einklang mit den Bestrebungen der LSAP, einen Unterricht einzuführen, der im Rahmen der verschiedenen Weltanschauungen auch die Religionen thematisiert, nicht aber eine dogmatische Glaubensvermittlung anvisiert. Die LSAP ist der Meinung, dass Schüler nicht entsprechend ihrem Glauben getrennt werden sollen. Vielmehr stellt die Schule den idealen Ort dar, um allen Schülern gemeinsam die gleichen Werte zu vermitteln.

Die LSAP unterstützt in diesem Zusammenhang auch die Entscheidung, den Unterricht zeitlich versetzt – ab kommendem Schuljahr im Sekundarunterricht, im darauffolgenden Jahr in der Grundschule – einzuführen. Damit wird der komplexeren Situation im „Fondamental“ in Bezug auf die Lehrkräfte für das neue Fach Rechnung getragen und der praktischen Umsetzung der Reform die nötige Zeit eingeräumt.

Für die sozialistische Partei stellt die verabschiedete Regelung, mit der Luxemburg auf nationaler Ebene schulisches Neuland betritt, einen guten, tragfähigen Kompromiss dar, der praktisch zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt führen wird. Allerdings hätte die LSAP in Bezug auf die methodische Ausrichtung des neuen Kurses eine praktisch-philosophische Grundlage der zurückbehaltenen „multi-referenziellen“ vorgezogen. Von zentraler Wichtigkeit ist aber, dass das didaktische Prinzip des „Überwältigungsverbots“ festgehalten wurde. Dementsprechend dürfen die Lehrer den Schülern ihre Meinung nicht „aufzwingen“ sondern sollen sie in die Lage versetzen, sich mit Hilfe des Unterrichts eine eigene Meinung bilden zu können. Auf diese Weise ist die Neutralität des neuen Unterrichts gewährleistet.

Wichtig ist für die LSAP zu betonen, dass der Werteunterricht insgesamt, kein statisches Gebilde ist und Verbesserungsmöglichkeiten, die sich aufgrund der ersten praktischen Erfahrungen ergeben, in der Folge Rechnung getragen werden muss. Der Werteunterricht soll lebendig sein und sich mit der Gesellschaft weiterentwickeln. Nur auf diese Weise kann der Unterricht seinen wichtigen Auftrag in Bezug auf die Erziehung der Kinder und Jugendlichen hin zu Eigenverantwortlichkeit, Kritik- und Gemeinschaftsfähigkeit erfüllen.

Konstruktiv begleiten wird die LSAP in den kommenden Wochen auch die Ausarbeitung der verschiedenen Unterrichtsthemen sowie die Auswahl der Lehrmaterialien. Didaktik und Methodik sind für die Sozialisten essenziell für die Sicherstellung der Neutralität des neuen Kurses.

Facebook
Twitter